Fotografien voller Eleganz, Dynamik und Perfektion: Mit seiner einzigartigen Bildsprache zählt Frank Horvat zu den bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Vor allem seine innovativen Modeaufnahmen ließen ihn berühmt und stilbildend werden. Die hier präsentierte Auswahl aus den 1950er- bis 1970er-Jahren gibt einen Einblick in das vielfältige Lebenswerk des Leica Fotografen.
Sein erstes Modebild erschien bereits Anfang der 1950er-Jahre und in den folgenden Jahrzehnten entwickelte und verfeinerte der Fotograf seinen unverwechselbaren Stil immer weiter. Wie kaum einem anderen gelang es Horvat schon früh, Momente der Reportagefotografie in den Kontext der Modeinszenierung einzubeziehen. „Ohne die Geschichten, die man erzählen kann, hätte mich die Mode nicht wirklich interessiert“, bekannte der Fotograf freimütig in der Rückschau auf sein Werk. Die von ihm fotografierten Models waren nicht einfach reglose Statuen, die luxuriöse Kostüme präsentieren, sondern er erweiterte das Repertoire um dynamische Posen, brachte die Mode in lebensnahe Realität. Seine Erfahrungen als Bildjournalist waren entscheidend für den ungewohnten Stil, mit dem er die damals eher biedere Modefotografie aufmischte. Er wollte überraschen, ganz der Devise des legendären Artdirectors des Magazins Harper’s Bazaar, Alexey Brodovitch, entsprechend: Horvat ging mit den Models auf die Straße, in die Metro, zur Rennbahn, auf die Dächer von Paris. Es entstanden Motive, die bis heute begeistern.
Ein weiteres Merkmal seiner Modefotografie ist die frühe Entscheidung für die Kleinbildfotografie. Mit einer Leica zu arbeiten und mit den Models auf die Straße zu gehen war zunächst in den Magazinredaktionen nicht einfach durchsetzbar. Doch mit seinem Stil, seiner Qualität und den ungewöhnlichen Bildserien fand Horvat schnell Zuspruch und wurde auch international geschätzt und mit Aufträgen bedacht.
„Please don’t smile“ war eine oft verwendete Anweisung des Fotografen bei seinen Shootings. Er war nicht an einem künstlichen, aufgesetzten Lächeln interessiert, aber viele seiner Bildinszenierungen laden die Betrachtenden bis heute zum Schmunzeln ein, etwa wenn er mit Perspektiven spielt oder die Rollenverhältnisse von Frau und Mann in seinen Bildern hinterfragt.
Frank Horvat wird am 28. April 1928 im damals italienischen Abbazia (dem heutigen Opatija, Kroatien) geboren. Aufgrund rassistischer Verfolgung flieht die Familie 1939 in die Schweiz. Zwar begeistert er sich schon als Jugendlicher für die Fotografie, doch er studiert zunächst an der Kunstakademie in Mailand und arbeitet später in einer Werbeagentur, bevor er als Autodidakt die Reportagefotografie für sich entdeckt. Zur Leica bringt ihn wenig später Henri Cartier-Bresson. Nach einem Jahr in London zieht Horvat 1955 nach Paris, wo er bis zu seinem Lebensende wohnt. Bis in die 1980er-Jahre bleibt die Mode- und Werbefotografie sein Hauptbetätigungsfeld, danach werden für ihn auch persönliche und freie Serien wichtiger. Er experimentiert bis ins hohe Alter, nutzt digitale Techniken. Zahlreiche Bildbände belegen die offenbar unendliche Kreativität des Fotografen. Frank Horvat stirbt am 21. Oktober 2020 in Paris.