Streetwise
Joel Meyerowitz

„Ich denke, dass alles, was du auf der Straße siehst, ein Geschenk ist. Aber du bekommst es nur, wenn du auch jeden Tag da rausgehst.“

Ohne Zweifel gehört Joel Meyerowitz zu den renommiertesten Vertretern der Street und Farbfotografie in den USA. Wie kaum einem anderen gelingt es ihm immer wieder, aus dem überbordenden Gewirr des Alltags überraschende und oft sehr kuriose Momente herauszupräparieren. Die in Bruchteilen von Sekunden erkannten Motive präsentieren sich dabei stets als perfekt gestaltete Kompositionen, ganz gleich ob sie in Schwarzweiß oder in Farbe aufgenommen wurden. Der entscheidende Auslöser für Meyerowitz’ Entschluss, Fotograf zu werden, war seine Begegnung mit Robert Frank Anfang der 1960er-Jahre. Den damals schon berühmten Fotografen hatte der Vorgesetzte Meyerowitz’, der zu dieser Zeit noch in einer Werbeagentur als Artdirector arbeitete, gebucht, um für ein von Meyerowitz gestaltetes Booklet zu fotografieren. Nach der Beobachtung des großen Vorbilds stand für Meyerowitz der Entschluss fest, sich selbst der Street Photography zu widmen. In den folgenden Jahren fotografierte er auf den Straßen von New York, dort fand er das nötige Spannungsfeld für die genaue Beobachtung des Lebens und der Menschen in der Großstadt. Ab1962 fotografierte Meyerowitz zunächst in Farbe, nach einem Jahr verwendete er auch Schwarzweißmaterial. Die in New York trainierte Vorgehensweise verfeinerte er 1966/67 auf einer langen Reise quer durch Europa. In verschiedenen Ländern und vor allem in vielen Städten entstanden bekannte Aufnahmen, die bis heute zu den unverwechselbaren Motiven des Fotografen gehören. Zurück in den USA wurde die Farbe in den folgenden Jahren noch wichtiger für Meyerowitz, zahlreiche seiner legendären Motive stammen aus dieser Zeit. „Wenn ich die Kamera in meiner Hand halte, denke ich oft, dass sie wie eine Wünschelrute ist. Sie führt mich. Wenn ich sie bei mir habe, ist sie für mich wie die Lizenz zum Sehen.“

Joel Meyerowitz

Geboren 1938 in New York, aufgewachsen in der Bronx, studierte Joel Meyerowitz zunächst Malerei und war danach als Artdirector tätig. Er begann 1962 mit Kleinbildfotografie in Farbe, entdeckte eins Jahr später auch Schwarzweiß für sich, bevor er später ganz dem erzählerischen Reichtum der Farbe vertraute. New York blieb sein Lebensthema, von den frühen Arbeiten aus den 1960er-Jahren bis zu den bewegenden 9/11-Motiven, die bei den Aufräumarbeiten am Ground Zero entstanden. Meyerowitz lebt und arbeitet in New York und in der Toskana.