Was ist ein Messsucher?

Vorteile des Leica M Messuchers einfach erklärt.
15/05/2025
Rangefinder Leica M

Der Messsucher der Leica M ist nicht nur ein feinmechanisches Meisterwerk, sondern hat auch in heutigen Zeiten noch große Vorteile bei der Bildkomposition.

In modernen Zeiten ist vielen nicht mehr wirklich klar, was eine Messsucherkamera ist, wie ein Messsucher funktioniert, welche Vorteile er hat und warum die Leica M bis heute auf ihn setzt. Natürlich ist der Messsucher zunächst einmal historisch zu erklären, denn ohne optischen Sucher kommt man theoretisch erst in Zeiten der Digitalkamera mit Liveview aus. Der Messsucher mit einem einzigen Einblick dagegen geht zwar noch auf die Leica M3 von 1954 zurück, doch er zeigt das Bild auf eine Weise, die eine Leica M auch heute noch zu einer faszinierenden Kamera macht.

Vorteile Messsucher

Bildkomposition

Der Messsucher hat gleich eine ganze Reihe von Vorteilen gegenüber anderen Suchern, die fast immer den Blick durchs Objektiv zeigen. Der wohl wichtigste Vorteil ist, dass der Sucher immer mehr zeigt als später auf dem Bild zu sehen ist. Im Messsucher, der für Brennweiten zwischen 28 und 135 Millimetern ausgelegt ist, ist stets der Blick auf die Bereiche jenseits der Leuchtrahmen möglich. Das hilft enorm bei der Wahl des richtigen Bildausschnitts, des richtigen Standpunkts und auch der richtigen Brennweite, weil der Messsucher stets für viel Überblick sorgt. Mit einer Leica M ist die Bildkomposition einfacher und intuitiver – ein Vorteil, der das Fotografiere-Erlebnis mit einer Leica M ganz wesentlich ausmacht. 

Genauigkeit

Aber es gibt noch weitere Vorteile: So ist die Genauigkeit des Messsuchers unabhängig von der Brennweite. Bei Objektiven mit normalen und vor allem weitwinkligen Brennweiten ist der Messsucher deutlich genauer als andere Methoden; erst im Tele-Bereich kehrt sich dies teilweise um. Der Messsucher kommt mit sehr wenig Licht aus und macht damit Situationen beherrschbar, in denen andere Scharfstellverfahren – auch automatische – versagen.

Rangefinder

So funktioniert der Messsucher

Der Messsucher kombiniert zweierlei Dinge miteinander: Zum einen ist er ein optischer Sucher, der für die Wahl des Bildausschnitts zuständig ist. Dazu zeigt er eine optische Ansicht des Motivs und blendet dazu den zum Bildwinkel des Objektivs passenden Leuchtrahmen ein. Zum anderen ist er für die Messung der Entfernung zuständig, indem er in der Bildmitte ein zweites Teilbild anzeigt, dass nur bei korrekter Scharfstellung deckungsgleich ist. 

Rangefinder image

Der Entfernungsmesser arbeitet rein mechanisch. Das Motiv wird von zwei unterschiedlichen Punkten aus anvisiert: Das eine Teilbild stammt vom optischen Sucher, das andere von einem zweiten Messfenster, das etwas weiter rechts angeordnet ist. Dieses Teilbild wird durch ein komplexes System aus Linsen und Prismen mehrfach gespiegelt, um seiten- und größenrichtig mit dem Sucherbild überlagert werden zu können. Die Entfernungseinstellung des Objektivs wird über die sogenannte Steuerkurve auf eine Rolle in der Kamera übertragen, wo sie wiederum einen Spiegel dreht. Die beiden Teilbilder und das Motiv bilden ein Dreieck und erst wenn der Entfernungsring richtig eingestellt ist, sorgt der drehbare Spiegel dafür, dass die Bilder deckungsgleich sind. 

Außerdem wird abhängig von der Entfernungseinstellung auch die Leuchtmaske des Brennweitenrahmens leicht verschoben, um einen Parallaxenausgleich zu ermöglichen und so dafür zu sorgen, dass der Rahmen immer den korrekten Bildausschnitt zeigt. Bei den meisten M-Modellen lassen sich durch einen manuellen Bildfeldwähler Leuchtrahmen für andere Brennweiten anzeigen. Die Leuchtrahmen werden bei den analogen Modellen durch ein zusätzliches Fenster, bei den modernen digitalen Modellen durch eine Leuchtdiode beleuchtet.

Historisches

Die Steuerkurven, mit denen die Position des Entfernungsrings vom Objektiv zur Kamera übertragen werden, gab es schon lange vor der Leica M3, die als erste ihrer Art 1954 vorgestellt wurde. Auch diese Objektive mit M39-Gewinde, dem Vorläufer des M-Bajonetts, lassen sich per Adapter an modernen Leica M-Modellen nutzen – eine Kontinuität seit den Zeiten der ersten spiegellosen Systemkameras von Leica aus dem Jahr 1931 ist damit gegeben. Wer analoge Filme verwenden möchte, benötigt natürlich einen optischen Sucher. Wer dagegen eine moderne, digitale M nutzt, kann auf Knopfdruck auch den Liveview für den Blick durchs Objektiv nutzen und so jederzeit den für die Situation jeweils besten Sucher nutzen. Viele moderne M-Objektive wie das APO-Summicron-M 1:2/35 ASPH. bieten deswegen auch einen erweitertem Nahbereich, denn der Messsucher benötigt eine Mindestentfernung von 0,7 Metern. Nähere Entfernungen lassen sich dann im Liveview-Modus korrekt nutzen. 

Cover M-Book

Bleibt noch die Frage, warum es den Messsucher in dieser Form nur noch bei Leica gibt, wenn er denn wirklich so viele Vorteile hat. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Der Messsucher ist ein feinmechanisches Meisterwerk, das aufwendig in der Herstellung ist und penibel justiert werden muss – erst dadurch kann die Kamera ihr Potenzial entfalten. Die Leica M wird nicht zuletzt wegen ihres Messsuchers in Deutschland von kundigen Händen in einer Manufaktur gefertigt – anders wäre die nötige Präzision gar nicht möglich.