wer bist du und wenn ja, wie viele?
falk.brvt
Leica Galerie Konstanz

Wie ein Code wirkt der Rahmen, den falk.brvt um sich und seine Kunst kreiert hat. Acht mal acht Jahre will er künstlerisch tätig sein, nicht länger; sein Geburtsdatum hat die Quersumme 8, sein voller Name Falk Baron Rausch von Traubenberg besteht aus acht Silben, der Künstlername aus acht Buchstaben. Das mathematische und geometrische Quadrat spielt eine ebenso wichtige Rolle wie die Zahl 8. Alles ist genau durchdacht, präzise, ohne Raum für Zufall oder Ausschuss. falk.brvt findet das Eine im Vielen, und das Viele im Einen – ein Konzept, dass sich perfekt im Ausstellungstitel „wer bist du und wenn ja, wie viele“ widerspiegelt.

Es ist kein Zufall, dass der Künstler damit auf das erfolgreiche Buch „Wer bin ich und wenn ja, wie viele“ des Philosophen Richard David Precht anspielt. Auch falk.brvt fragt nach dem Warum, begibt sich auf eine visuelle und konzeptuelle Forschungsreise.

Doch er fragt in seinen Bildern nicht nach sich selbst, sondern wendet sich an die Betrachterinnen und Betrachter, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Um dies zu erreichen, nutzt falk.brvt zumeist Bilder von sich selbst, oft in Verbindung mit der ihm typischen mathematischen Komponente. Das titelgebende Werk ist dafür das beste Beispiel: Auf 64 Bildern ist dieselbe Bild des Künstlers zu sehen, die ihn sitzend zeigt. Überlagert wird das Acht-mal-acht-Quadrat von einem Bild einer Malerpalette, die in 64 Teile zerschnitten ist; die Palette ist dabei so stark reduziert und verfremdet, dass sie als solche kaum erkennbar ist. Um es noch etwas weiter zu führen, ist jedes Einzelbild erneut in 64 Quadrate unterteilt, die wie Pixel wirken. Jeder dieser Pixel, jede Überlagerung von Bildausschnitten ist dabei individuell abgemischt, mit eigener Farbgebung, unterschiedlichen Transparenzen. Die spezifische Anordnung und Bearbeitung ruft Hell-Dunkel-Kontraste und eine scheinbare Dreidimensionalität hervor; in manchen Einzelbildern ist der Körper des Künstlers kaum zu erkennen, in anderen dominiert er das visuelle Geschehen. Seine Ausstellung in der Leica Galerie Konstanz zeigt eine Auswahl von 16 Bildern dieses gewaltigen Werks.

Der menschliche Körper – und sein eigener im Besonderen – ist ein wichtiger Bestandteil im Oeuvre von falk.brvt. Während er in seiner früheren langjährigen Reihe „fops – falk’s orange pants stories“ sich selbst in Beziehung mit seiner Umwelt setzte, nutzt er seinen Körper nun als als Stellvertreter für den Menschen allgemein. In diversen Arbeiten sehen die Betrachterinnen und Betrachter mal den Künstler hockend, mal nur einen Ausschnitt von ihm, mal in Verbindung mit einem anderen Bild als Doppelbelichtung, mal als strenge Schwarzweißkomposition. In jedem dieser Werke spürt man den emotionalen Impuls, der den kreativen Prozess auslöste. Seit seinem künstlerischen Neustart im Jahr 2018 folgt falk.brvt einem durchdachten, strengen Konzept und hat darin eine Ausdrucksweise gefunden, mit der von der Oberfläche in die Tiefen und Abgründe des Menschen vordringt, um Inneres, Unbewusstes und Verborgenes zu entdecken und zu Tage zu fördern. So ist „wer bist du und wenn ja, wie viele“ vor allem eine Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Befindlichkeiten.