Der französischen Fotografin gelingt es immer wieder, zu verzaubern: nimmt sie den Betrachter doch mit in weit entfernte Regionen und berichtet in zarten Farben und sensiblen Bildgestaltungen von eher unbekannten Landstrichen und traumhaften Orten, ohne jedoch einfach in Nostalgie abzudriften. Bei ihren fotografischen Erkundungen gehörten innerhalb der letzten Jahrzehnte Zentralasien, die Krim und Sibirien zu ihren bevorzugten Reisezielen. Die renommierte und vielfach ausgezeichnete Fotografin, die 1999 auch Gewinnerin des Leica Oskar Barnack Awards war, präsentiert in dieser Ausstellung Arbeiten aus drei Serien, die sie mit ihrer analogen Leica M6 realisierte.
Schon Anfang der 1990er-Jahre reiste Doury erstmals nach Russland, bevor sie in den folgenden Jahren den äußersten Norden des Landes erkundete, dabei Tausende Kilometer zurücklegte, um das Leben und die Traditionen der letzten dort lebenden Nomadenvölker fotografisch vorzustellen. Für ihre schwarzweiße LOBA-Serie Die letzten Nomaden Sibiriens unternahm sie mehrere Reisen vom Fluss Amur bis in die Regionen nördlich des Polarkreises zu den Nomadenvölkern Sibiriens. Hier hielt sie den harten Alltag der Menschen fest, der sich schon damals zwischen einem allgegenwärtigen, aber verschwindenden kulturellen Erbe und einer sich rasch wandelnden Welt bewegte.
In ihrer zweiten Serie Artek nimmt uns die Fotografin mit in ein sommerliches Erholungslager für Jugendliche auf der Krim. Bereits 1925 gegründet, wurde es in postsowjetischer Zeit wieder zu einem bevorzugten Ort für Kinder privilegierter Familien. Ab 1994 entstand in über zehn Jahren das feine visuelle Porträt einer Generation im Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein. Mit genauem Gespür für die Zerbrechlichkeit dieser Lebensphase gelangen ihr berührende Aufnahmen, die nichts von ihrer Intimität verloren haben.
Der dritte, umfangreichste Teil der Ausstellung zeigt Arbeiten aus der Serie Loulan Beauty, die in Zentralasien entstanden: „Von 2002 bis 2005 konnte ich in die Aral-Region in Kasachstan, nach Usbekistan, Xinjiang und an die Ufer des Yssykköl in Kirgisistan reisen“, so Doury. Entstanden sind poetische Aufnahmen von „Erben versunkener Königreiche, Fischern ohne Meer oder auch Kindern, die tanzen, um ihre Eltern zurückzuholen, die in der Ferne arbeiten“.
In allen Serien wirft die Fotografin grundsätzliche Fragen zum Verhältnis von Mensch und Natur auf, zu Erinnerung, Vergänglichkeit und Übergang, zu Verlust, Veränderung und Neubeginn. Sie erweist sich immer als genaue Beobachterin und empathische Begleiterin, ohne dabei alle Geheimnisse zu offenbaren.
Claudine Doury wurde 1959 in Blois, nahe Orléans geboren. Nach einem Journalistikstudium arbeitete sie zunächst als Bildredakteurin, bevor sie sich ganz der eigenen Fotografie widmete. Für ihr Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, nicht nur mit dem Leica Oskar Barnack Award (1999), sondern u. a. mit einem World Press Photo Award (2000) und dem Prix Niépce (2004) für ihr fotografisches Gesamtwerk. Sie hat zahlreiche Bildbände veröffentlicht und wurde weltweit in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Seit 1991 ist sie Mitglieder Agentur VU’. Sie lebt und arbeitet in Paris.
Alle Bilder stehen zum Verkauf. Preise und Editionen auf Anfrage.