Die Geschichte der Leica I

Die Kamera, die Geschichte schrieb.
Eine bahnbrechende Idee, eine mutige Entscheidung sowie exzellente Handwerks- und Ingenieurskunst ebneten vor über 100 Jahren den Weg für die moderne Fotografie, wie wir sie heute kennen. Vorgestellt im Jahr 1925 auf der Frühjahrsmesse in Leipzig, trat die Leica I vor einem Jahrhundert ihren Siegeszug an und revolutionierte mit ihrem kompakten, handlichen Format die Welt der Fotografie.
Die Erfindung der Ur-Leica

1849 gründete Carl Kellner das Optische Institut in Wetzlar, in das 1864 Ernst Leitz einstieg. Er führte das Unternehmen ab 1865 unter seinem Namen weiter und schon wenige Jahre später bis an die weltweite Spitze der Mikroskophersteller. Ab 1911 arbeitete Oskar Barnack bei Leitz erst als Feinmechaniker, kurz darauf als Entwicklungschef für Kino- und Messtechnik. Er selbst war Hobbyfotograf, doch wegen seines Asthmas nicht in der Lage, die damals großen, schweren Kameras zu tragen. Das weckte seinen Erfindergeist und so entwickelte er 1913/14 eine kleinere, leichtere Kamera mit ebenso hochwertiger Bildqualität: die Ur-Leica, die er liebevoll „Liliput“ nannte und die bis heute unsere Unternehmensgeschichte prägt. Als erste Kamera nutzte sie 35-mm-Kinofilm im Querformat. Dieses entspricht dem 24x36-mm-Kleinbildformat und machte die Fotografie mobil und alltagstauglich. Eine Revolution!

Die Ur-Leica war weit mehr als ein Prototyp. Als Innovationsmotor war sie Ausgangspunkt vieler weiterer Neuerfindungen und beeinflusst bis heute das Design von Kameras. Sinnbildlich markiert diese Kamera den Anfang unserer legendären Geschichte und steht als Symbol für Handwerks- und Ingenieurskunst, Erfindungsreichtum und ein neues fotografisches Selbstverständnis. Ein kulturelles Symbol, dass wir in unserem Besitz in Ehren halten.
Die 0-Serie
Die sogenannte 0-Serie sind Prototypen, die den Übergang von der Ur-Leica zur Serienproduktion der Leica I im Jahr 1925 darstellen. Leitz entwickelte diese Kleinserie von Prototypen, um sie unter realen Bedingungen testen zu lassen. So wurden Kameras an Fotografen, Mitarbeitende und Fachleute verteilt, um ihre praktischen Erfahrungen damit zu sammeln. Heute existieren nur noch wenige der Nullserien-Exemplare und sie gelten sowohl materiell als auch historisch als äußerst wertvoll. Von der Serienproduktion unterscheiden sie sich in vielen Aspekten wie dem Verschluss, dem Sucher oder der Objektivfassung.
Alle Prototypen tragen eine dreistellige Seriennummer. Wie auch die Nr. 105 und Nr. 122, die beide im Rahmen der Leitz Photographica Auction zu Rekordpreisen versteigert wurden. 2018 stellte das Auktionshaus zunächst mit 2,4 Millionen Euro (inkl. Aufgeld) für die Leica Nr. 122 den Rekord für die teuerste Kamera der Welt auf und überbot diesen 2022 mit der Leica Nr. 105, die für unglaubliche 14,4 Millionen Euro (inkl. Aufgeld) ihren Besitzer wechselte. Die Leica Nr. 105 war Barnacks persönliche Kamera und als „Proof of Concept“ zugleich ein Schlüssel zu seiner Vision mobiler Fotografie. Sie erzählt eine Geschichte. Genau das sowie ihre Seltenheit und die immense Bedeutung in der Fotografie-Geschichte wie auch für unsere Marke, machen die Kameras der Leica 0-Serie so begehrenswert.
Passend zu den Jubiläumsfeierlichkeiten im Leica Hauptsitz in Wetzlar, auktioniert Leitz Photographica Auction am 27. Juni 2025 erneut eine 0-Serie – die Leica Nr. 112. Sie zählt zu den ersten jemals hergestellten Kleinbildkameras und wurde nach Fertigstellung 1923 von Oskar Barnack persönlich entgegengenommen.
Die Entscheidung - die 1. Kleinbildkamera geht in Serie
Oskar Barnack hatte zwar die Ur-Leica entwickelt, aber die Serienproduktion einer Kleinbildkamera barg viele wirtschaftliche Risiken. Niemand konnte absehen, ob eine Kamera mit Kleinbildformat auf Akzeptanz stoßen würde. Der Markt war unsicher, die Produktionskosten hoch. Der Ruf des Unternehmens stand auf dem Spiel. Intern regte sich Widerstand und viele Führungskräfte sowie Ingenieure standen 1924 der Serienproduktion skeptisch gegenüber.
Ernst Leitz II zieht mit seinem bekannten Satz „Ich entscheide hiermit, es wird riskiert.“ einen Schlussstrich unter die Diskussionen. Die Entscheidung ist gefallen. Eine mutige Entscheidung. Mit einem Satz, der von Innovationsgeist, Pionierdenken und der Bereitschaft zeugt, neue Wege zu gehen. Ein Satz der seither als Leitmotiv unserer Philosophie gilt – vor allem wenn es darum geht, neue Ideen mutig umzusetzen.

Ich entscheide hiermit, es wird riskiert.
Ernst Leitz II
Die Leica I
Ende 1924 ging die erste Serienversion der Leica I offiziell in Produktion. Sie basierte auf den Erfahrungen der Leica 0-Serie und war die erste erfolgreiche, serienmäßig hergestellte Kleinbildkamera mit damals revolutionärem 35-mm-Kinofilmformat. Auf der Frühjahrsmesse in Leipzig wurde sie 1925 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Zwischen 1925 und 1930 wurden insgesamt rund 57.000 Exemplare in verschiedenen Ausführungen gefertigt. Als kompaktes, schnelles und mobiles Werkzeug ermöglichte die Kamera Pionieren wie Henri Cartier-Bresson und Robert Capa eine völlig neue, intime und spontane Bildsprache. Damit legte sie den Grundstein für neue Genre wie die Reportage- und Street-Fotografie. Die Leica I etablierte nicht nur den 35-mm-Film als weltweiten Standard, sondern wurde zum Symbol deutscher Ingenieurskunst, Handwerksqualität und Innovationsgeist.
Die Leica I Nr. 126
Der Leica I Nr. 126 kommt eine ganz besondere Bedeutung in unserer und der Historie der Fotografie zuteil. Als erste je gefertigte und in die Seriennummernliste eingetragene Serienkamera ist die Nr. 126 ganz offiziell auch die erste Leica I. Ursprünglich an einen Kunden in Brasilien ausgeliefert, erweitert sie heute wieder unsere Unternehmenssammlung und wir sind stolz darauf, diese historische Kamera im Rahmen von besonderen Anlässen wie Jubiläumsveranstaltungen der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Die Leica I Nr. 126 markiert den Übergang von der Leica 0-Serie zur tatsächlichen Markteinführung und steht sinnbildlich für den Beginn unserer Markengeschichte. Sie steht als Symbol für den Mut, Innovationen zu riskieren und für den Beginn der modernen Fotografie.