Stefan Berdat - 72 Stunden Zürich in Schwarzweiss

Leica Q3 Monochrom
20/11/2025
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«Schwarzweiss nimmt nichts weg, es offenbart vielmehr, was wirklich da ist. Es ist wie eine Entschleunigung für das Auge, eine Einladung, genauer hinzusehen.»

Stefan Berdat

72 Stunden Zürich – eine Liebeserklärung in Schwarzweiss

Drei Tage, eine Stadt, eine Kamera – und Schwarzweiss in seiner schönsten und reinsten Form. Der Zürcher Fotograf Stefan Berdat durfte die neue Leica Q3 Monochrom noch vor ihrer offiziellen Lancierung testen. Bekannt für seine reduzierten, poetischen Schwarzweiss-Arbeiten, begab er sich mit der Kamera auf eine stille Entdeckungsreise durch Zürich. Was er fand, waren nicht nur Bilder, sondern Momente voller Tiefe, Licht und Erinnerung. «Wenn die Farbe verschwindet, bleibt nur das Wesentliche: Licht, Schatten, Struktur – das reine Sehen.»

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Zwischen Technik und Emotionen

Als Designer und Leica-Fotograf hat Stefan Berdat ein feines Gespür für Bildsprache und Präzision. Doch als er die Q3 Monochrom zum ersten Mal in den Händen hielt, war alles anders – und doch vertraut. «Als M-Fotograf habe ich natürlich reflexartig alles auf manuell gestellt – man ist ja schliesslich Gewohnheitstier», erzählt er lachend. Die ersten Aufnahmen entstanden im Landesmuseum, bewusst weich, fast träumerisch. «Menschen im Bild, aber diskret.»

Am zweiten Tag liess er die Kamera gewähren – und war überrascht: «Erstaunlich oft denkt sie wie ich. Das war fast ein wenig unheimlich.» Die RAWs, die er sah, überzeugten ihn sofort. «Einfach nur: wow. Einige Shots waren so stimmig, dass ich sie praktisch unbearbeitet lassen konnte. Genauso hatte ich sie im Kopf – und genau so kamen sie aus der Kamera.»

Die Stille der Fotografie

Seine Liebe zu Leica begann nicht mit einem Bild, sondern mit einem Griff. «Das war Liebe auf den ersten Griff. Mein bester Freund Jip hatte eine kleine Sammlung von Leicas – wahrscheinlich mehr, als vernünftig wäre. Als ich seine M zum ersten Mal in der Hand hielt, war’s um mich geschehen: dieses Gewicht, die Mechanik, das satte Klick des Verschlusses – pure Präzision und Schönheit in Form gegossen.» Kurz darauf zog die M10 bei ihm ein – und mit ihr begann eine tiefe Beziehung zur Schwarzweiss-Fotografie. 

Doch Stefans Werdegang ist auch von Verlust geprägt. Jip, sein fotografischer Wegbegleiter, verstarb unerwartet im Alter von nur 31 Jahren. «Jip ist vor einem halben Jahr ganz plötzlich von uns gegangen – Aortariss. Eine Sekunde war er noch da, die nächste nicht mehr. Er war mehr als ein Freund – er war Teil meiner fotografischen Reise. Er hat mit mir die ersten Schritte auf der M10 gemacht, mir gezeigt, wie man den Rangefinder richtig verwendet. Für meine erste Ausstellung hat er bei der Bildauswahl und beim Papier geholfen. All diese Momente kann ich nicht mehr mit ihm teilen. Es zeigt mir, wie flüchtig das Leben sein kann – und wie wichtig es ist, es festzuhalten.» Seitdem ist seine Fotografie noch stiller geworden – klarer, fokussierter, ehrlicher. «Weil Reduktion Freiheit ist. Wenn die Farbe verschwindet, bleibt nur das Wesentliche: Form, Emotion, Licht. Alles andere darf verschwinden.»

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Zwei Welten in Schwarzweiss – M und Q im Vergleich

Die Q3 Monochrom ist für Berdat kein Ersatz, sondern eine Erweiterung. «Die Q3 ist glasklar, fast klinisch präzise – ‚crisp‘ im besten Sinne. Die M dagegen hat diesen feinen, organischen Touch, der eher an Film erinnert. Zwei verschiedene Charaktere, beide faszinierend.» Während die M ihn zwingt, langsam und bewusst zu arbeiten, eröffnet die Q3 neue Möglichkeiten: Geschwindigkeit, Intuition, Spontaneität. «Ich sehe mit der Q3 genauso wie mit der M – aber sie schenkt mir Momente, die ich sonst verloren hätte. Diese flüchtigen, unplanbaren Sekunden, in denen das Leben einfach kurz innehält.»

Einer dieser Momente bleibt unvergessen: «Ich war am HB Zürich, als ich aus dem Augenwinkel einen Mann in Weiss die Rolltreppe hinunterkommen sah. Ich bin ihm vis-à-vis nachgerannt – genau in dem Moment, als ein Zug einfuhr. Ich hatte einen Bruchteil einer Sekunde, bevor er verdeckt war. Das war ein ‚hunting shot‘ – manuell hätte ich keine Chance gehabt.»

Leica Q3 Monochrom

72 Hours in Zurich – das Projekt

Drei Tage, nur eine Kamera und das Versprechen, alles in Schwarzweiss zu sehen. Mit «72 Hours in Zurich» wollte Berdat die Stadt nicht einfach dokumentieren, sondern tiefer sehen – ihre Strukturen, ihr Tempo, ihre Ruhe. «Ich wollte Zürich fühlen – viel Beton, klare Linien, harte Schatten. Aber zwischen all dem suchte ich kleine Geschichten.»

Eine dieser Geschichten fand er am Bahnhof: ein älterer Mann mit Hut und Stock, eingefroren im schrägen Mittagslicht. «Das war einer dieser Momente, in denen Architektur, Licht und Mensch für den Bruchteil einer Sekunde perfekt zusammenspielen – und man nur noch abdrücken muss.» Am Ende blieben rund 40 Bilder – «es sind die, die zählen.»

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(c) Simon Ho

Monochrom – die reine Form des Sehens

Obwohl Berdat täglich auf Instagram und Irys publiziert, bleibt für ihn das gedruckte Bild das einzig wahre Ziel. «Fotografie wird erst real, wenn sie den Bildschirm verlässt.» Dass seine Serie im Leica Store Zürich gezeigt wird, bedeutet ihm viel. «Ich bin unglaublich dankbar für das Vertrauen von Leica – und tief geehrt, Teil dieses Projekts zu sein. Es fühlt sich ein bisschen an wie Heimkommen.»

Für Stefan Berdat ist die Monochrom-Fotografie die reinste Form des Sehens. «Schwarzweiss nimmt nichts weg, es offenbart vielmehr, was wirklich da ist. Es ist wie eine Entschleunigung für das Auge, eine Einladung, genauer hinzusehen.» Ob mit der M10 Monochrom oder der Q3 Monochrom – entscheidend bleibt für ihn das, was zwischen Licht und Dunkel entsteht: das Echte, das Ungeplante, das Menschliche.

«Am Ende gilt auch hier: manchmal ist weniger einfach mehr.»

Webseite Stefan Berdat